L-Methionin im Muskelaufbau

Die Fitnessszene boomt wie noch nie zuvor: Fitnessartikel wie Trainingszubehör und Supplements ließen die Sportbranche in der jüngeren Vergangenheit regelrecht explodieren, immer mehr Menschen streben nach einen muskelbepackten und definierten Körper. Gleichzeitig gelangen der Sport- und Trainingswissenschaft enorme Fortschritte in der Forschung rund um die Themen Muskelaufbau, Kraftsteigerung oder Fettverbrennung, was sich in vielen verschiedenen Trainings- und Ernährungsansätzen wiederspiegelt. Dabei zeigten sich vor allem im Themenbereich Supplements äußerst wichtige und interessante Forschungsergebnisse.

Eine große Rolle in dieser Sparte nahmen in der Folge die Aminosäuren ein. Doch oftmals fehlt Kraftsportlern das nötige Wissen darüber, welche Funktionen Aminosäuren im Körper einnehmen und welche Auswirkungen sie auf das Training und dessen Ergebnisse haben können. Eine der wichtigsten ist dabei die schwefelhaltige Aminosäure Methionin. Wie wichtig sie für den Muskelaufbau ist, welche Funktionen sie noch für den Körper erfüllt und wie man sie am effektivsten aufnimmt, soll im Folgenden genauer erklärt werden.

Grundlagenwissen: Was sind Aminosäuren?

Aminosäuren sind Grundbausteine des Körpers, jeder hat sie und jeder braucht sie. Im Gegensatz zu anderen Energieträgern wie beispielsweise Fett oder Kohlenhydraten enthalten sie jedoch Stickstoff (N). Daher können sie Gewebe, Muskeln oder Haut bilden und fast alle Stoffwechselprozesse, die im menschlichen Körper ablaufen, beeinflussen und regulieren.

Essenzielle Aminosäuren vs. Nicht-essentielle Aminosäuren

Wichtig bei der Betrachtung von Aminosäuren ist die Unterscheidung zwischen den essentiellen Aminosäuren und den Nicht-essentiellen. Essentielle Aminosäuren können nicht vom Körper produziert werden und müssen daher durch die Nahrung aufgenommen werden, während der Körper nicht-essentielle Aminosäuren eigenständig produzieren kann. Das heißt jedoch nicht, dass eine zusätzliche Zufuhr nicht-essentieller Aminosäuren wie L-Alanin, L-Glutamin oder Glycin nicht sinnvoll wäre. Dazwischen entstand durch die immer intensiver werdende Erforschung auch die Definition der semi-essentiellen Aminosäuren, zu denen z.B. Tyrosin oder Cystein gehören. Diese Aminosäuren können aus anderen Aminosäuren durch eine Verbindung gebildet werden. Methionin gehört genauso wie L-Leucin, L-Isoleucin, L-Tryptophan und anderen zu den essentiellen Aminosäuren und muss somit durch geeignete Nahrungsmittel aufgenommen werden.

Bedarf und Aufnahme von Methionin

Der tägliche Bedarf eines durchschnittlichen und gesunden Erwachsenens beträgt ca. 21mg pro Kilogramm Körperwicht, wobei diese Angaben pro Person und diversen Begleitumständen variieren kann. Beispielsweise fanden Forscher heraus, dass der Bedarf an Methionin im Körper durch Erkrankungen oder Allergien steigen kann. Auch nach einem schweren Training oder nach Muskelverletzungen kann der Körper eine erhöhte Menge Methionin effektiv verarbeiten.

Da Methionin, wie vorher bereits erwähnt, zu den essentiellen Aminosäuren gehört und somit nicht eigens vom Körper hergestellt werden kann, stellt sich die Frage, welche Lebensmittel sich am besten zur Aufnahme von Methionin eignen. Das Paradebeispiel für eine optimale Zufuhr von Methionin liefern dabei die Paranüsse ab, die einen überragend hohen Wert an Methionin aufweisen. Ca. 1000mg pro 100g Methionin sind in den unter Kraftsportlern sehr beliebten Nüssen enthalten. Auch Sesamkörner (586mg pro 100g) oder getrocknete Sojabohnen (547mg pro 100g) eignen sich hervorragend für einen an Methionin reichen Snack zwischendurch. Auch in Fleisch ist eine große Menge Methionin vorhanden, so enthält beispielsweise Rindfleisch ganze 554mg Methionin pro 100g, während sich ein Hähnchenbrustfilet mit ca. 550mg Methionin pro 100g nur knapp dahinter einreiht. In einer eiweißreichen, gesunden und ausgewogenen Ernährung während der Aufbauphasen darf natürlich auch der Fisch nicht fehlen. Roher Lachs liefert nicht nur enorm wichtige Fette und viel Eiweiß, sondern versorgt den Körper auch in hohen Maßen mit Methionin (626mg pro 100g). Des Weiteren stellten sich in diversen Untersuchungen Brokkoli, Rosenkohl, Spinat, Eier, Mais, Rais oder Vollkornbrot als effektive Methioninlieferanten heraus. Da Methionin eine relativ gute Wasserlöslichkeit besitzt, sollte bei der Zubereitung darauf geachtet werden, dass die Nahrungsmittel nicht zu lange gekocht oder mit zu hohen Temperaturen gebraten werden, um zu verhindern, dass wesentliche Mengen an Methionin verloren gehen. Eine alternative und unter Kraftsportlern zusehends immer beliebter werdende Form der Methioninaufnahme sind Kapseln. Allerdings sollte auf die Qualität der Herstellung ebenso wie auf eine in Maßen gehaltene Zufuhr geachtet werden.

Funktionen und Vorteile von Methionin

Nachdem die Zufuhr und der Bedarf an Methionin ausführlich erläutert wurde, soll nun die Wirkung von Methionin auf den menschlichen Körper, insbesondere beim Muskelaufbau, genauer betrachtet werden. Methionin besitzt antioxidative Eigenschaften und schützt die Moleküle und Zellen damit vor schädliche Stoffen und der damit einhergehenden Gefahr der Beschädigung bzw. Zerstörung. Somit hilft es dem Körper auch dabei, einen optimalen Gewebeaufbau zu bewerkstelligen.
Zudem unterstützt Methionin nachweislich die Gehirnfunktionen und verhindert diverse Fettablagerungen in der Leber, wodurch wiederum deren Regeneration vorangetrieben wird. Die wichtigste und für Kraftsportler wohl interessanteste Funktion von Methionin ist jedoch die eigentliche Hauptaufgabe der essentiellen Aminosäure: Der Aufbau verschiedener Eiweißmoleküle und die Synthese anderer Aminosäuren.

Die Rolle von Methionin in der Aminosäuresynthese

Methionin ist extrem wichtig für die Bildung von Proteinen und Hormonen wie L-Carnitin, Adrenalin, Cholin, Melatonin und vor allem L-Cystein sowie Taurin, die allesamt wichtige Rollen für den Muskelaufbau einnehmen. L-Cystein, für dessen Synthese Methionin absolut unabdingbar ist, ist im Körper unter anderem für den Aufbau von Eiweißmolekülen zuständig. Somit wird durch die Zufuhr von Mehtionin der Muskelaufbau verstärkt bzw. beschleunigt. Da L-Cystein auch Antioxidantien aufweist, wird quasi als positive Nebenwirkung des Muskelaufbaus das Immunsystem verstärkt.

Auch für die Synthese von Taurin ist Methionin unverzichtbar. Ebenso wie Cystein wird Taurin, oftmals unter Mithilfe von Pyridoxin, in der Leber produziert. Der Wirkstoff, der in den letzten Jahren aufgrund diverser Energy-Drinks teilweise besondere Aufmerksamkeit der Forschung auf sich zog, steigert die Rhythmik und die Kontraktion des Herzens. Das Taurin wirkt in der Folge wie ein “Trainingsboost”, da der Stoffwechsel nicht unwesentlich beschleunigt wird. Neben einer verbesserten Trainingsleistung kann Taurin auch die Wirksamkeit einer Diät unterstützen. Das Prinzip, das Taurin für den Körper und vor allem für den Muskelaufbau so wertvoll macht, lässt sich folgendermaßen erklären: Es bewahrt vor und nach dem Training wichtige Muskelproteine davor, gespalten oder gar beschädigt zu werden. Somit kann der Trainierende höhere Reize setzen und mehr Muskelmasse aufbauen. In Diätphasen funktioniert das Taurin ähnlich. Es schützt die Muskulatur vor Abbau und erlaubt trotz einer niedrigeren Energiezufuhr (Energiedefizit) ein hartes Training, wodurch keine Eiweißreserven verbrannt werden, sondern vermehrt Fettreserven für die Energiezufuhr in Anspruch genommen werden.

Methionin bringt in Kombination mit Lysin auch eine weitere, äußerst hilfreiche Aminosäure zum Vorschein, nämlich L-Carnitin. Sie ist vor allem bei der optimalen Verwertung von Creatin, das für den Muskelaufbau absolut entscheidend und daher bei vielen Kraftsportlern äußerst beliebt ist. Zudem steigert L-Carnitin die Leistungsfähigkeit, beschleunigt den Regenerationsprozess und die Fettverbrennung, indem es, ähnlich wie das Taurin, verhindert, dass der Körper Eiweiß verbrennt und stattdessen Fettzellen attackiert werden.

Fazit

Betrachtet man nun all diese positiven Eigenschaften, die Methionin mit sich bringt, sollte schnell klar werden, wieso man im Muskelaufbau unbedingt auf eine ausreichende Zufuhr der stickstoffhaltigen Aminosäure achten sollte. Leistungssteigerung, Fettverbrennung und Stoffwechsel- sowie Regenerationsbeschleunigung sind dabei die Wirkungen, die im Interesse des Muskelaufbaus hängen bleiben. Egal ob durch “normale” Nahrungsmittel wie Nüsse, Fleisch und Fisch oder ob durch nahrungsergänzende Kapseln, der Methioninhaushalt spielt, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener, eine entscheidende Rolle auf dem Weg zum Wunschkörper.